Ich stand neulich an der Fischtheke und frage das Mädel hinter dem Tresen welcher Fisch denn aus Wildfang komme. Die Dame neben mit schüttelte den Kopf - für sie war ich wohl der fleischgewordene Albtraum, der Ausbeuter der geknechteten Natur,...
Wie steht es denn wirklich mit der Nachhaltigkeit in der Aquakultur? Ist die verträglicher? Na ja, das kommt ganz auf den Blickwinkel an.
Blickwinkel 1: Fische in Aquakulturen brauchen natürlich auch Futter. Wo kommt dieses Futter her? Von da wo man am wenigsten Widerstand zu erwarten hat bzw wo die Netze noch halbwegs voll sind und das ist unter anderem vor der Küste Senegals der Fall. Europa sichert sich für ein paar Milliönchen die Fischereirechte vor der westafrikanischen Küste und fischt dann mit den Megatrawlern die an sich reichen Fischgründe leer. Die lokale Bevölkerung schaut durch die Finger und nagt am Hungertuch, denn die Erträge aus den Verträgen versickern vorsichtshalber in den Taschen der Elite. Die Zeit bringt es mit diesem Artikel auf den Punkt. Blöd für uns, denn die Armut macht dann aus Fischern Flüchtlinge die nun vor den Toren Europas stehen und unverschämter Weise um Einlass begehren.
Dieser Futterfisch wird dann in den Aquakulturen verfüttert. Ist es ein geschlossener Wasserkreislauf sind die Auswirkungen nur halb so schlimm. Doof ist halt, dass nur etwa 3 % aller Aquakulturen geschlossene Wasserkreisläufe sind.
Bei den restlichen 97 % ist es so, dass durch das Fischmehl sowie den ungenierten Einsatz von Hormonen und Antibiotika ganze Küstenabschnitte, Binnengewässer und Fjorde verseucht werden.
Blickwinkel 2: Der größte Produzent von Garnelen ist Thailand. Exzessiver Einsatz von Antibiotika, Hormonen und Fischmehl verseuchen ganze Landstriche, nach 5 Jahren ist der Teich am Ende und die Produzenten ziehen weiter, dass hierfür ganze Küstenabschnitte samt Mangrovenwäldern geopfert werden stört keinen. Die Bauern sind modere Sklaven ohne Perspektive, dafür gibts im Westen billige Garnelchen im Überfluss - Fäkalkeime, Wachstumsbeschleuniger, Hormone, antibiotikaresistente Keime und Pestizide gibts gratis dazu.
Jetzt fehlen noch diejenigen, die profitieren - dass alle auf die Mütze kriegen wird wohl kaum möglich sein, oder? Ich erspare uns jetzt die Auflistung der üblichen Verdächtigen inklusive deren Advocati Diaboli,...
Das waren jetzt nur zwei Beispiele mit enormer Wirkung und ich bin dann das Schwein, weil ich nach Wildfang frage? Alles klar, kenne mich aus.
Wir als Konsumenten haben es jeden Tag in der Hand unseren Speiseplan selbst zu gestalten, tun wir es!
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Herbert (Dienstag, 23 Juni 2015 05:43)
Der Kochchaot kann auch kritisch, das finde ich super! Weiter so! Lg Herbi
Claudia (Dienstag, 23 Juni 2015 08:08)
Super Artikel, wird gerne geteilt! Ach ja - du kannst die bösen Buben ruhig beim Namen nennen, sg